Viele unserer Klienten stellen in ihrem Leben Blockaden fest, die sie daran hindern, ihre Potenziale voll auszuschöpfen. Dies kann mit Aufmerksamkeitsschwierigkeiten in Verbindung stehen. Leider ist die Meinung dazu in der Gesellschaft aber eher negativ. Wir zeigen Ihnen, warum es dennoch wichtig ist, hinzuschauen, sich selbst anzunehmen und anschliessend die selbst gewählten Massnahmen umzusetzen.
Kennen Sie das Buch „Struwwelpeter“? Darin tauchen zum Beispiel der Zappelphilipp oder der Hanns Guck-in-die-Luft auf. Falls nicht, haben Sie Glück gehabt! Es ist eines dieser fiesen Kinderbücher, in denen ungehorsamen und unruhigen Kindern Unglück wiederfährt – bis hin zum Tod. Es brennt ein Mädchen bis auf die Schuhe nieder, das es nicht lassen konnte, mit den Streichhölzern zu spielen. Einem Jungen, der nicht aufhört, an seinen Daumen zu lutschen, wird kurzerhand einfach der Daumen abgeschnitten. Und ein Kind, das nicht gehorsam war, wird von einem Hund heftig ins Bein gebissen.
Tatsächlich spiegelt dieses Buch Verhaltensweisen von Kindern wider, die an das Verhalten im Zusammenhang mit der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung ADHS erinnern. Woher der Autor, der Frankfurter Arzt und Psychiater Heinrich Hoffmann, seine Ideen für das Buch hat, ist nicht endgültig geklärt. Fest steht aber: Die dort – auch im literarischen Sinne – gezeichneten Bilder gepaart mit der häufig recht unbarmherzigen Berichterstattung lebhafter Kinder haben dazu geführt, dass ADHS als Schimpfwort gilt. Denn: wie schlimm muss diese Störung sein, wenn sie solche Strafen rechtfertigt?
Für viele unserer Klienten – ob tatsächlich jung oder jung geblieben – und deren Angehörige bricht oft eine Welt zusammen, wenn wir mit ihnen darüber sprechen, dass bei ihnen Aufmerksamkeitsschwierigkeiten vorhanden sein könnten. Einige Betroffene vermuten zwar bereits etwas, aber da die Symptome zwischen dem Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter sehr unterschiedlich sind, ist es für viele dennoch erst mal ein Schock.
Lange Zeit war man davon ausgegangen, dass sich die Störung im Erwachsenenalter „verwachse“. Seit den 1970er Jahren weiss man aber, dass einige Symptome bei vielen Betroffenen weiterbestehen. Häufig verändert sich jedoch die Ausprägungsform: Das „Zappeln“ im Kindesalter zeigt sich dann mitunter in ausgeprägtem Gestikulieren, Rastlosigkeit oder auch einer Tendenz zu langen Monologen im Gespräch. Die Aufmerksamkeitsstörungen in der Schule werden zu einer hohen Fehlerrate und Motivationslosigkeit bei Routinetätigkeiten. Impulsivität zeigt sich in der Neigung zu Risikoberufen oder Extremsportarten. Und hinzu kommen starke reaktive Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit sowie geringe Frustrationstoleranz und ein wenig ausgeprägtes Selbstbewusstsein.
Viele Personen, die von Aufmerksamkeitsschwierigkeiten betroffenen sind, haben einen Weg gefunden, ihre Besonderheit positiv zu kanalisieren. Sie nutzen dann etwa ihre ausgeprägte Risikobereitschaft für einen Einsatz bei der Polizei oder Feuerwehr. Zudem sind erstaunlich viele in einem kreativen beruflichen Umfeld tätig, in dem Flexibilität und die ständige Suche nach Neuem erwartet wird. Viele dieser Bewältigungsstrategien sind hilfreich. Sie können mitunter aber auch destruktiv wirken.
Denn häufig bleibt das Gefühl „anders“ zu sein dennoch bestehen. Irgendwie nicht dazuzugehören, hinter den eigenen Erwartungen zurück zu bleiben. Dabei ist es egal, wie gut man sich scheinbar angepasst hat. Häufig berichten uns davon Klienten, die zu uns kommen, weil sie sich blockiert fühlen. Sie fühlen sich, als werden sie von sich selbst gebremst, als schwimmen sie ständig gegen den Strom.
Die eigenen Schwierigkeiten anzuerkennen ist dann der erste Schritt. Denn nur wer sich selbst kennt und sich so anzunehmen weiss, kann entscheiden, ob er überhaupt etwas verändern will. Oder ob es sich eher anbietet, das Umfeld den eigenen Vorlieben anzupassen und dann in einem kreativen Umfeld als Querdenker, oder als selbstständiger Fitnesstrainer, oder als körperlich aktiver Gartenbauer tätig zu werden. Wir mögen dazu das ermutigende Buch von Lynn Weiss, ADS im Job: Kreativ, hyperaktiv – und erfolgreich.
Andererseits: Heute gibt es eine Reihe von nicht medikamentösen Massnahmen, die tatsächlich sehr wirksam und auch stressmindernd sind. Wenn Sie darüber mehr erfahren wollen, freuen wir uns, Sie bei einem kostenfreien und unverbindlichen 30-minütigen Orientierungsgespräch zu unserer Arbeitsweise zu beraten.
Mit einem herzlichen Gruss
Ramona Beck
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