Sie kennen Ihre Schwächen? Dann lernen Sie doch Ihre Stärken kennen
In der täglichen Arbeit mit unseren Klienten stellen wir oft fest, dass diese auf erstaunlich kreative Weise in der Lage sind, vermeintliche Schwächen in Stärken umzumünzen. Sie entwickeln dabei neue Fertigkeiten und Qualitäten, um diese Schwächen zu kompensieren. Diese kompensierenden Fertigkeiten (compensatory skills) machen es möglich, Ziele trotz Hindernissen zu erreichen und das volle Potenzial auszuschöpfen. Sie werden im Folgenden anhand des Beispiels der Legasthenie genauer beleuchtet.
Steve Jobs, IKEA-Gründer Ingvar Kamprad und der neue Schweizer Nobelpreisträger Jacques Dubochet (Chemie) – sie alle haben mindestens zwei Dinge gemeinsam. Einerseits sind oder waren sie äusserst erfolgreich. Andererseits haben oder hatten sie alle Dyslexie – der englische Begriff für eine Lese- und Rechtschreibschwäche (im Deutschen Legasthenie/Dyslexie). Betroffene haben teilweise grosse Schwierigkeiten, Texte richtig zu lesen oder fehlerfrei zu schreiben. Dass man aus einer Schwäche auch neue Stärken entwickeln und damit erfolgreich werden kann, wird durch weitere prominente Personen aus verschiedensten Tätigkeitsfeldern verdeutlicht. Auch der Regisseur Steven Spielberg, Schauspielerin Jennifer Aniston oder Starkoch Jamie Oliver weisen eine diagnostizierte Legasthenie auf.
Nun könnte man sich fragen: wie geht das überhaupt? Eine Lese- und Rechtschreibschwäche haben und gleichzeitig derart erfolgreich sein im Beruf? Das geht sehr wohl, wie die oben genannten Personen zeigen! Denn obschon mit diese Art von Schwierigkeit zu erheblichen Einschränkungen führen kann, entwickeln diese Menschen sehr oft zusätzliche Fertigkeiten und Qualitäten, um ihr Handicap zu kompensieren. Die kompensierenden Fertigkeiten ermöglichen es, die gesetzten Ziele mit einer guten Portion Durchhaltevermögen dennoch zu erreichen – auch ohne perfektes Lesen und Schreiben. So hat sich in einer Studie der Londoner Professorin Julie Logan (Name gerne mit Link hinterlegen) gezeigt, dass Leute mit Legasthenie sehr oft:
- hervorragend mündlich präsentieren
- schnell kreative Lösungen finden
- Aufgaben, welchen sie nicht gewachsen sind, gut an Vertraute delegieren können.
Die Studie hat ausserdem ergeben, dass sich unter Unternehmensführern auffallend viele Legastheniker befinden. Die beschriebenen kompensierenden Eigenschaften sind offenbar besonders hilfreich und nützlich, um das Geschäftsleben erfolgreich zu meistern.
Zudem gilt es festzuhalten, dass eine Lese- und Rechtschreibschwäche niemals mit dem Konzept der Intelligenz oder gar einer Intelligenzminderung in Verbindung steht. Trotzdem haben Personen mit einer Lese- und Rechtschreibschwäche in der Schule manchmal ein Gefühl von Unzulänglichkeit. Die schwedische Kronprinzessin Victoria dachte als Kind, sie sei dumm und langsam, bis die Diagnose Legasthenie gestellt wurde. Heute lernt sie die königlichen Ansprachen mit etwas Fleiss auswendig, anstatt sie vom Teleprompter abzulesen. Kinder und Jugendliche mit Legasthenie können zudem durch spezifische schulische Förderungsmassnahmen unterstützt werden.
Finden auch Sie die (kompensierenden) Stärken von sich selbst, Ihrem Kind, oder Ihrem Umfeld und umgehen Sie diese Hindernisse mit Elan, um Ihre Ziele zu erreichen.
Mehr dazu:
Study shows stronger links between entrepreneurs and dyslexia (Englisch)
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