In diesem Beitrag gehen wir dem „WARUM“ hinter deinem Wunsch, dein Hamsterrad zu verlassen, auf die Spur.
Fehlende Mitbestimmung, geringe Wertschätzung, hoher Druck: Laut der Manpower-Studie zur Jobzufriedenheit 2018 sind die Hälfte der befragten Angestellten in Deutschland unzufrieden und auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle. Auch in der Schweiz sind immerhin ein Viertel aller Befragten unglücklich im Job. Doch ist ein Jobwechsel die perfekte Lösung? Allzu oft stellen sich nach ein paar Monaten in der neuen Stelle die alten Sehnsüchte wieder ein, die Arbeit wird zur Routine, die Kollegen nerven, der Kreislauf der Unzufriedenheit beginnt von neuem. Oft hast du mit dem Jobwechsel nur ein Hamsterrad durch ein anderes eingetauscht.
Das populäre Motto „folge nur deiner Leidenschaft“ greift ebenfalls zu kurz. Denn Leidenschaft allein kann oft das gewünschte Einkommen nicht generieren. Oder, einmal zur Lebensgrundlage erhoben, erweist sich auch die Passion für eine Tätigkeit oder ein Interessengebiet als eine Medaille mit zwei Seiten. Die negativen treten oft erst zutage, wenn die Leidenschaft zur Einkommensgrundlage wird.
Ein Ausstieg aus dem Hamsterrad, der nicht kurzfristig wie ein Strohfeuer, sondern nachhaltig auf das eigene Leben wirken soll, muss an einer anderen Stelle ansetzen: an dir selber. Es geht darum, die wirklichen Gründe und nicht gelebten Werte hinter deiner Unzufriedenheit zu erkennen und in konkrete, planbare Ziele umzusetzen.
Du willst etwas verändern.
Aber wie, was genau, und wofür? Es sollten gute Ziele sein, die dich beflügeln und dazu motivieren, schlechte Gewohnheiten abzulegen und neue zu etablieren. Gute Ziele, die dich ausserdem davon abhalten, unüberlegt und spontan deinen ungeliebten Job zu kündigen, nur um einen anderen Job anzufangen, den du in zwei Jahren auch hassen wirst. Wie kannst du es vermeiden, wieder in die gleiche Falle zu geraten oder reine Symptombekämpfung zu betreiben?
Die Autorin Wiebke Sponagel bringt es in ihrem Buch „Runterschalten! Selbstbestimmt arbeiten – gelassener leben“ auf den Punkt: „Wissen, was man will, ist der Schlüssel zum Runterschalten“. Weisst du, was du willst?
Am Anfang Deines Plans steht dein WARUM
Warum ist es so wichtig, aus dem Hamsterrad rauszukommen? Immerhin hat es dich bisher bewegt, getrieben, unterhalten – du hast darin Dein Auskommen. Im Rad warst du – bei aller Unzufriedenheit – in Deiner Komfortzone. Warum ist es trotzdem wichtig, dass du dich neu orientierst? Was sind deine Ziele, was willst du für dich erreichen?
Da ist natürlich das vordergründige Ziel, aus einer unangenehmen, stressigen, unhaltbaren oder verfahrenen Situation herauszukommen. Du weisst genau, was du nicht (mehr) willst. Das ist aber kein Ziel, auf das du hinarbeiten kannst oder dass dich motiviert. Das ist höchstens dein Beweggrund für deinen Wunsch nach Veränderung.
Bei deinen echten Zielen geht es um die nachhaltige und langfristige Perspektive – für deine persönliche Zukunft. Es geht darum, herauszufinden, was du noch erreichen möchtest, wie du dich fühlen möchtest, was du erleben und was du tun möchtest. Gar nicht so einfach, oder? Deine Ziele sollten langfristig Bestand haben, wollen sie keine Notlösungen sein. Sie sollen im Einklang mit deinen Werten stehen. Gemäss Wiebke Sponagel geht es „keineswegs um eine Kur für Stressgeschädigte, sondern um nichts weniger als das Finden der eigenen Identität.“
Unterhaltung mit deinem zukünftigen Ich
Wie wäre es mit diesem Gedankenspiel? Halte deine Ideen am besten schriftlich fest.
Projiziere dich um ein paar Jahrzehnte in die Zukunft und stelle dir vor, du bist bei guter Gesundheit 80 oder 90 Jahre alt geworden (oder welches hohe Alter auch immer Du Dir für Dich vorstellen kannst). Du befindest dich an deinem Lieblingsort und siehst zufrieden auf dein Leben zurück. Du hast nichts versäumt, du hast dein Leben im Einklang mit deinen Werten und deinen Wünschen leben dürfen, du bist deinem Hamsterrad entkommen. Kurz: Du erntest die Früchte eine erfüllten Lebenszeit.
Bist du soweit? Dann spüre in dich hinein.
Wie fühlst du dich zum Zeitpunkt deines Lebensrückblicks? Wo befindest du dich? Mit wem bist du zusammen, was siehst und hörst du? Zähle hier alles auf, was zu deiner Zufriedenheit beiträgt, je spezifischer, desto besser. („Ich fühle mich prima“ zählt nicht, „ich sitze mit meinem Lieblingsrotwein in der Hand und meinem treuen Hund zu Füssen beim Sonnenuntergang auf der Terrasse…“ geht in die richtige Richtung!)
Frage Dich aus dieser Perspektive heraus:
- Worauf bist du stolz, was konntest du erreichen?
- Welche Lebensträume konntest du verwirklichen? Welche Schritte waren dafür nötig?
- Wer hat dich dabei unterstützt?
- Wen konntest du unterstützen?
- Was hast du unternommen, um dein hohes Alter bei grösstmöglicher Gesundheit zu erreichen?
- Was sind die höchsten Werte (materiell oder immateriell) die du erworben oder erreicht hast?
- Wie oder womit möchtest du bei deinen Lieben und der Nachwelt in Erinnerung bleiben?
- Was wünschst du dir für die verbleibende Lebenszeit?
Hast du deine Antworten aufgeschrieben? Gut so, dann komm wieder in die Realität und Dein jüngeres, aktuelles Ich zurück.
Lese dir durch, was du geschrieben hast. Was hat dir das Gefühl eines erfüllten Lebens verschafft? Was ist dir wichtig, was sind deine Schlüsselwörter? Kannst du einen roten Faden in deinen Antworten erkennen, gibt es bestimmte Werte, die immer wieder vorkommen?
Dein Warum als Ausgangspunkt zum Handeln
Hier kommst du deinem WARUM auf die Spur, und hieraus kannst du deine Richtung ableiten. Welche Ziele sind für dich zum jetzigen Zeitpunkt am wichtigsten? Wofür lohnt es sich, innezuhalten und nachhaltige Veränderungen in deinem Leben zuzulassen?
Wenn dir dein Warum bewusst ist, kannst du in Aktion treten und eine Strategie entwerfen, die dich deinen Lebenszielen näher bringt.
Schreibe mir einen Kommentar unten, wie dein WARUM dich zum Handeln bewegt: Vielleicht hast Du Impulse, die anderen Menschen helfen, aus ihrem Hamsterrad herauszukommen?