Mut zur Langeweile | stedtnitz. design your life
Langeweile wird heutzutage oft als negativ empfunden und vermieden. Langeweile kann jedoch viel Positives bewirken und zu mehr Entspannung, mehr produktive Entschleunigung, mehr Spass und Kreativität führen. Dies gilt auch für Kinder.
In Zeiten von VUCA (siehe auch) geht alles wahnsinnig schnell, weshalb jeder freie Zeit-Slot effizient genutzt wird. An der Bushaltestelle reicht die Zeit gerade aus, um kurz eine Mail zu beantworten, im Bus wird noch ein Telefonat erledigt, in der Warteschlange im Supermarkt dann den Blick auf den Online-Newsfeed – man will ja informiert sein. Immer mehr ist durchgetaktet und auch digital. Auch in der Freizeit soll jegliche freie Zeit optimal genutzt werden – für maximale Erfüllung. Für Langeweile bleibt da kein Platz. Langeweile ist gewissermassen bereits zum Schimpfwort avanciert, Langeweile impliziert eine suboptimale Zeiteinteilung oder etwas Unspannendes – etwas Langweiliges eben. Dabei kann Langeweile zu Entspannung, Entschleunigung und zu kreativem Müssiggang führen.
Gemäss der britischen Psychologin Dr. Sandi Mann kann Langeweile bewirken, dass man nach einer Phase von Nichts-Tun humorvoller, reflektierter, kreativer und inspirierter ist als ohne Langeweile. Eine gewisse Zeit ohne konstante Stimulation, wie eine Auszeit vom Smartphone, kann also das Leben bereichern. Unser Gehirn ist keinesfalls inaktiv, wenn wir scheinbar „nichts“ tun – es beschäftigt sich nämlich mit dem Ordnen und Archivieren wichtiger Gedächtnisinhalte und somit dem für die Hirntätigkeit absolut wesentlichen Aufräumen, sagt der Hirnexperte Theo Compernolle. Also das nächste Mal im Zug gerne einfach aus dem Fenster schauen!
Dies gilt nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder. Für Kinder ist es ausserordentlich wichtig, nicht pausenlos unterhalten zu werden, so Sandi Mann. Auch sie sollen lernen, dass das Leben nicht nur aus Action besteht. Durch eine schnell wechselnde Umgebung und viel Ablenkung werden Kinder früh abhängig von ständigen Neuigkeiten und intolerant gegenüber Phasen, in denen wenig geschieht.
Haben Sie also den Mut, ihre Zeit mit etwas Unspektakulärem auszufüllen und auch Langeweile zu zelebrieren. Setzen Sie sich beispielsweise auf eine Parkbank und sehen Sie den vorbeiziehenden Wolken zu. Und nehmen Sie Ihre Kinder gleich mit an die frische Luft.
Mehr dazu:
Theo Compernolle (2017), How to unchain your brain in a hyperconnected multitasking world von
Sandi Mann (2016). The Upside of Downtime: why Boredom is good
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